Voice from the Sea

Hey Leute,
ich begrüße euch ganz herzlich zu meinem Blog, welchen ich nach Möglichkeit mit anschaulichen, witzigen und informativen Beiträgen füllen werde, um euch an meinem Leben auf See teilhaben zu lassen. Ich hoffe, euch gefällt der Blog ;)

25. März 2016

Kabine auf M/V Kalamata Trader im Hafen von Chittagong (Bangladesh)



Hier bin ich nun, ich alter Thor, an der gleichen Stelle wie zuvor. Wie lange ich schon Goethe nicht mehr absichtlich falsch zitiert habe, weiß ich auch nicht mehr…
Aber bevor ihr jetzt denkt: „Was hat denn der Typ in Chittagong zu sich genommen“, erst mal ein freundliches “Hallo“ an alle Landratten auf der anderen Seite der Erde :P

Ja, wir sind mal wieder in Chittagong, aber auch nur noch bis morgen…Gott sei Dank!! 
Langsam nervt mich dieses Land an, aber -Gott sei Dank- gibt es auch noch andere Reiseziele. Danach wieder nach Malaysia und Singapore und nach einem weiteren Aufenthalt in Chittagong geht es zur Abwechslung mal nach Vietnam und Hong Kong. Darauf bin ich schon mega gespannt. :)

Die letzten Tage waren eher unspektakulär. Liegt zum Einen am Arbeitstempo der Hafenarbeiter -drei Container in einer Stunde entladen- und zum Anderen einfach daran, dass alles seinen geregelten Gang geht.
Keelung...da war noch schönes Wetter

Das wohl aufregendste dieser Tage ist wohl meine abschwellende Rachenentzündung, aber das wird euch wohl nicht weiter interessieren. Dafür habe ich natürlich auch vollstes Verständnis.

Das letzte mal auf dem Weg nach China und auch auf dem Rückweg nach Singapore hatte sich allerdings etwas Nervenzerreibendes ereignet. Wir waren zwischenzeitlich nur noch mit maximal 4 Knoten unterwegs (das macht auf den Tag hochgerechnet etwa 170km) und das nicht vorwärts, sondern rückwärts. Nicht das dieses auf der “Stelle stehen“ schon nervtötend genug gewesen wäre, hatten wir natürlich auch noch einen hübschen kleinen, oder auch großen, Sturm. Stark genug, dass meine Kabine danach wie ein Schlachtfeld aussah. Genauso wie die Brücke und jeder andere Raum auf dem Schiff… 
Ein Großteil der Besatzung war am Ende wahrscheinlich seekrank und selbst mir ist am vorletzten Tag der Spaß vergangen. Seekrank wurde ich zwar nicht, aber wenn es -aufgrund von Wellen, wohlgemerkt- so sehr schaukelt, dass Mann nachts aus dem Bett fällt, macht der Tag einfach keinen Spaß mehr!
Allerdings ist der Anblick der Waage, welche die Schräglage anzeigt, durchaus lustig. Vor Allem, wenn diese 25 Grad und mehr anzeigt. Da wird das Laufen von einer Seite zur Anderen zum Bergsteigen und das auf hoher See. ;)
Auf dem Rückweg war´s dann Gott sei Dank nicht mehr ganz so schlimm…

Vorletztes Mal in Singapore habe ich Asbjörn, den anderen Kadetten hier auf der Kalamata verabschiedet. Der ist in den wohl verdienten Urlaub gefahren. Vorher haben wir allerdings noch Singapur unsicher gemacht. Marina Bay ist schon ein atemberaubender Anblick und, auch wenn ich jetzt nicht sage, dass Singapur sooooo phänomenal ist, werde ich die nächste Gelegenheit, wieder in die Stadt zu fahren, nutzen. 

So, das war´s dann von  mir. Muss jetzt langsam schlafen, denn um Mitternacht heißt es für mich wieder Arbeiten. 


Gruss an alle


Max
16. Februar 2016

Kabine auf M/V Kalamata Trader im Ankergebiet von Chittagong (Bangladesh)


Hallo Leute, 

lange ist es her, dass ich mich das letzte Mal gemeldet habe und viel ist seitdem passiert. Wo soll ich anfangen??!
Also, dass Wichtigste ist, dass wir einen neuen Kapitän haben. Der Typ ist eine absolute Koryphäe und ist menschlich eine Wucht. Hat in der Vergangenheit auch schon ein oder zweimal mit kleineren Unfällen für Schlagzeilen gesorgt, aber natürlich unverschuldet. 
Des Weiteren kann er verdammt gut Tischtennis spielen, was sehr zu meinem Leitwesen ist. Ich glaube, ich habe, so lange ich auf dem Schiff bin, noch nicht einmal im Tischtennis gewonnen…gut, da ich eine absolute Krücke im Tischtennis bin, hat das wohl nichts zu bedeuten. ;)

Die ersten Landgänge sind auch schon hinter mich gebracht worden. Bis jetzt kam ich in Taiwan und Shanghai von Bord. 

Taiwan würde ich im Allgemeinen als „abgerockt“ bezeichnen. Für alle, die das Kulturzentrum Kreuz in Fulda kennen: So sieht Taiwan auch aus…zumindest Keelung. Allerdings trotzdem sehenswert und sehr nette Leute! Zu beachten gibt es allerdings, dass man, bevor man in ein Taxi einsteigt, oder sich in irgendeiner Art und Weise am normalen Straßenverkehr beteiligt,  sowohl ein Testament geschrieben, seine Beerdigung geplant, als auch am Besten noch eine Lebensversicherung abgeschlossen haben. Beten soll auch helfen. Unbedingt machen, auch wenn einem trotzdem der Schweiß ausbricht. Ein Wunder, dass wir auf unserem Weg vom Schiff in die Innenstadt -immerhin eine Strecke von etwa 6km- keinen Unfall gebaut haben. Wir waren mal auf der falschen Straßenseite unterwegs, haben ein paar Mal eine rote Ampel überfahren und Hupen signalisiert anscheinend die Vorfahrt.

Shanghai ist das exakte Gegenteil. Dort sind anscheinend alle ziemlich entspannt, aber wenigstens wird sich an Verkehrsregeln gehalten. Weder wurde wir beim Verlassen des Schiffes, noch beim Verlassen des Hafens, noch Zurückkehren zum Schiff kontrolliert. Also für alle, die mal nach China einreisen wollen und im Vorfeld die Einreise verweigert bekommen sollten: fahrt trotzdem hin. Irgendwann schlafen schon alle :D

Wir -also Asbjörn, der andere Kadett, und ich- waren da mit unserem alten Kapitän in einer Bar, genannt: LuckyBar. Natürlich sofort eine deutsch-schwedische Touristengruppe getroffen. Die wollten sich allerdings nicht zu uns gesellen; das hat unser Kapitän erfolgreich versaut. Er hat nämlich einmal durch die gesamte Bar das komplette, ihm bekannte, deutsche Vokabular geschiehen, was größtenteils aus Schimpfwörtern und Beleidigungen bestand. 
Lustigerweise war der DJ des Abend auch ein Deutscher. Aus Düsseldorf kam der und nun ja, am Ende haben wir zusammen die Musik ausgesucht und dann lief nur noch TheWho, AC/DC und Scoprions. Den Chinesen hat´s gefallen und unserem Kapitän allem Anschein nach auch. 

Seitdem sind wir schon wieder das zweite Mal in Chittagong. Das erste Mal war aber nicht viel Zeit, um zu schreiben. 
Unseren neuen Kapitän haben wir vor etwa 2,5 Wochen in Singapore bekommen und seitdem waren wir auch nur in Singapore, Chittagong, Tatjung Pelepas und Port Klang. 


Heute morgen hatten wir beflügelten Besuch. Etwa eineinhalb Dutzend Adler haben sich auf unseren Kränen nieder gelassen. Atemberaubender Anblick! Beeindruckende Tiere.
Trotzdem hoffen alle, dass es heute in den Hafen rein geht. Wir sind nämlich alle etwas gelangweilt und suchen alle was zum Tun. Da gibt es allerdings ein Problem: es gibt nichts zu tun. Nicht mal streichen kann man, denn wo kein Rost, da ist schon Farbe. 

Eigentlich sollte jetzt unser Lotse an Bord kommen, aber ich habe bis jetzt noch nichts mitbekommen. Bin mal gespannt.

Ansonsten ist alles beim Alten. Das Leben an Bord macht immer noch Spaß, die Notizbücher füllen sich mit annähernd 223kn/h und das Wichtigste: das Essen ist so gut! :D
Allerdings muss ich gestehen, dass ich nicht mehr auf dem neuesten Stand der Dinge bin, sowohl ,was Politik und Gesellschaft angeht, als auch, was das Leben meiner daheimgebliebenen Lieben betrifft. Ich wäre also im Geschichten, Bilder, Infos, etc. äußerst dankbar.

Ich wünsche euch allen eine gute Woche

Grüße aus Chittagong



Kadett Max ;)


28. Dezember 2015 

Kabine auf Containerschiff Kalamata Traber in Chittagong (Bangladesh)


Ahoi von der See. Kadett Bolender meldet sich zum Dienst.

Also dieses Mal gibt es viel zu erzählen, begonnen beim Flug bis heute!

Der Flug selber würde von den meisten wohl als ruhig definiert werden, doch für mich Flugzeughasser waren am Ende zwölf Stunden einfach zu viel des Guten. Die Stewards haben mich irgendwann auch mal ein bisschen komisch angeguckt und immer wieder gefragt, warum ich denn nicht schlafen würde, aber am Ende waren sie ganz froh, dass ich nicht geschlafen habe, denn so konnten sie sich mit mir unterhalten. Da hat natürlich mein Ziel der Reise gleich die Runde gemacht!

Apropos Runde: Es ging, nachdem ich aus dem Flugzeug ausgestiegen war und das Terminal (ohne Probleme) verlassen hatte, sofort nach Malaysia, denn ich sollte in Tanjung Pelepas am 22. Dezember auf´s Schiff gehen, was letztlich auch geschah. 
Das war das Wetter an Weihnachten 
Die Crew und Offiziere sind super nett. Von der Crew werde ich inzwischen nur noch MAD genannt, nach Mad Max. Mein Ausbilder ist der Chief (1. Offizier). Fachlich kompetent und mega freundlich und er will einem alles gleich doppelt und dreifach erklären. Aber ab und an ist er etwas verpeilt. Der Kapitän ist ein Seefahrer alter Schule aus Rumänien. Eisenharter Typ, doch unter der harten Schale steckt ein weicher Kern. Er ist jederzeit hilfsbereit; so muss ein Kapitän sein!
Er hat uns auf der Weihnachtsfeier, auf welcher gegrillt und ein Weihnachtsbaum (ja, wir haben einen Weihnachtsbaum…sogar zwei) aufgestellt wurde, etwas über die „gute, alte Zeit“ erzählt.

Einer von viele Schiffsfriedhöfen im Hafen von Chittagong.
Atemberaubend und traurig zugleich...
Der Smog war schon vor dem Hafen allgegenwärtig.
Also wie gesagt: ab an Bord und dann ging´s auch schon bald los nach Bangladesh. Vier Tage auf See (man, wie ist das geil) und dann zwei Tage vor´m Hafen geankert. Ich habe dabei vor allem zwei Sachen gelernt: Ein Schiff von 185m steuern, ist einfach nur extrem geil, und Ankerwachen sind der größte Dreck, aber sie müssen halt gemacht werden und man kann dabei nach Sternen gucken, sofern man denn welche sieht (Smog vor Bangladesh und Sichtweite von unter einem Meter), und Musik hören.

Ich habe auch das Glück, einen anderen Kadetten an meiner Seite zu haben. Asbjorn heißt er und kommt aus Lübeck. Allerdings muss er nur zwei weitere Monate auf der Kalamata bleiben, da er zuvor auf einem anderen Schiff für vier Monate gefahren ist. 

Auch bin ich der Gebieter über meine eigenen 15 Quadratmeter. Ich habe sogar ein eigenes Sofa und zwei Fenster mit nicht zu verbauender Sicht und die Fenster kann ich sogar öffnen. Das Schiff selbst ist, obwohl zwar modern und halbwegs auf dem aktuellen Stand der Technik, eher als durchwachsen anzusehen. Es fängt hier und da schon das Rosten und Schimmeln an und überall ist Asbest verbaut. Halt „made in China“!!!

Wir liegen jetzt die nächsten drei Tage in Bangladesh und dann geht´s nach Singapur und anschließend nach Taiwan und Shanghai. Wird mit Sicherheit very nice. Aber die nächsten Tage heißt es erst einmal: Deckwache. Tetris für Fortgeschrittene ;)


Ich melde mich wieder, sobald es war Neues gibt. Wünsche euch daheim einen guten Rutsch ins neue Jahr und bis bald.

Grüße


Mad Max ;)